Frank Böhmert

"Foto: Ben Eltschig"!

Uns von Guns & Poetry ist es gelungen ein Interview mit dem Spenser-Übersetzer Frank Böhmert zu führen!

 

Aber er ist nicht nur ein beinharter Spenserist, Frank Böhmert fühlt sich fast in jedem Genre zuhause. Neben Krimi's auch Fantasy und Sci-Fi Romane.

 

Unter Science-Fiction Anhängern dürfte er vielen ein Begriff sein, so schrieb er für die Perry Rhodan-Reihe selbst schon Romane und veranstaltet Lesungen. 

 

Auf sein Blog informiert er immer über Neuigkeiten, auch Spenser Romane rezensiert er ab und zu. Schaut mal rein.

 

BLOG

Guns & Poetry: Wie lange sind Sie schon Spenser-Fan?

 

Frank Böhmert: Ich entdeckte irgendwann in einem Antiquariat den Roman FINALE IM HERBST (Early Autumn), da muss ich Anfang zwanzig gewesen sein. Spenser, dachte ich, hatdas was mit der Krimiserie in Fernsehen damals zu tun? Mitgenommen, gelesen, begeistert gewesen und seitdem die ganze Reihe zusammengekauft.

 

Guns & Poetry: Gibt es einen Spenser-Roman, den Sie besonders gerne lesen? 

 

Frank Böhmert: FINALE IM HERBST ist schon einer von den großen Spenser-Romanen; wie Parker da kurzerhand die Krimihandlung ausbremst und einen Schlenker zum Erziehungsroman macht, ist genial.

 

LOOKING FOR RACHEL WALLACE (Bodyguard für eine Bombe) habe ich auch immer wieder gern gelesen. Wie Macho Spenser sich da mit einer Feministin kabbelt, hat schon fast etwas Postmodernes.

 

Großartig auch, um noch einen der späten Romane zu nennen, COLD SERVICE (Drei Kugeln für Hawk). Leider hatte ich für die Übersetzung keine Zeit, aber immerhin der deutsche Titel stammt von mir.

 

Guns & Poetry: Haben Sie die Serie mit Robert Urich damals verfolgt?

 

Frank Böhmert: Ich war nie ein großer Ferngucker, aber die hat mir Spaß gemacht.

 

Guns & Poetry: Die Spenser-Romane, die übersetzt von Ihnen beim Pendragon-Verlag erschienen sind, wirken meiner Meinung nach nicht wie Übersetzungen. Versuchen Sie sich stets am Original zu orientieren, damit die Romane besonders authentisch rüberkommen? 

 

Frank Böhmert: Danke für das Kompliment!

 

Ich frage mich beim Übersetzen immer: Wie würde dieser Autor mit seinen jeweiligenerzählerischen Eigenheiten den Roman selber auf Deutsch schreiben? Und dann schreibe ich ihn so. 

 

Guns & Poetry: Gerade einige Anspielungen auf TV-Serien, Schriftsteller oder Filme fallen einem ja nicht sofort ins Auge. Aber auch beim Kochen benutzt Spenser häufig Zutaten, die hierzulande eher als exotisch gelten, wie die "Fiddlehead Ferns". Recherchieren Sie sehr viel, während Sie einen Spenser-Roman übersetzen?

 

Frank Böhmert: Eigentlich auch nicht mehr als bei anderen Büchern. Und heutzutage ist die Recherche ja das geringste Problem. Als ich 1993 mit dem Übersetzen angefangen habe, lief das teilweise noch per Telefon. Man telefonierte echt Fachleuten hinterher.

 

Guns & Poetry: Wie verfahren Sie bei der Übersetzung mit typisch amerikanischen Institutionen, die hier keiner kennt? Werden die originalbelassen oder eingedeutscht?

 

Frank Böhmert: Ich versuche, so nah wie möglich an der amerikanischen Wirklichkeit zu bleiben. Mein Leitsatz dabei ist: Wir sollten die Leser nicht für dümmer halten, als wir selber sind.

 

Es gab mal, wahre Geschichte, die deutsche Übersetzung eines modernen Klassikers, in der den Lesern erklärt wurde, was Sushi sind. Unglücklicherweise setzte sich die Sushi-Küche genau im Erscheinungsjahr der deutschen Fassung dann auch in Deutschland durch. Das sah dann sehr doof aus.

 

So etwas erspare ich dem jeweiligen Verlag und mir lieber. Aber natürlich haben die Lektoren das letzte Wort.

 

Guns & Poetry: Wie lange dauert es durchschnittlich, bis man einen Spenser-Roman ins Deutscheübersetzt hat?

 

Frank Böhmert: „Man“, das kann ich schlecht sagen. Mir persönlich geht Parker schnell von der Hand. Ich liebe seinen Sound und habe ihn verinnerlicht, kenne die Serie komplett und besitze als Autor selbst einen lakonisch-knappen Stil. Eine Buchseite habe ich ineiner Viertelstunde fertig – erste Fassung, versteht sich. Dann wird noch laut überarbeitet.

 

Guns & Poetry: Lesen Sie auch die Romane von den anderen Parker-Reihen (Sunny Randall, Jesse Stone, Cole & Hitch)?

 

Frank Böhmert: Die Romane um Sunny Randall finde ich alle großartig. Auch, wie Parker da mit seinen eigenen Spenser-Erzählkniffen spielt. 

 

Jesse Stone hat mich nicht gereizt; da habe ich nach dem ersten Band abgebrochen. Ich brauche keinen weiteren Polizisten mit Alkohol- und Frauenproblemen.

 

Guns & Poetry: Gibt es eine andere Kriminalroman-Reihe, die Sie unseren Mitgliedern und Besuchern empfehlen können?

 

Frank Böhmert: Dürfen es auch drei sein?

 

Erstens ein Klassiker: die Maigret-Romane von Georges Simenon. Ähnlich knapp und eindringlich und eigenwillig wie Parkers Spenser. Nur der Humor ist deutlich versteckter – aber vorhanden, besonders in den späteren Bänden.

 

Zweitens eine moderne Privatdetektiv-Variante: die Spero-Lucas-Romane von George Pelecanos, der unter anderem für THE WIRE gearbeitet hat. Auf Deutsch ist leider nur der erste Band erschienen, EIN SCHMUTZIGES GESCHÄFT, aber das ist guter, harter Stoff über einen jungen Veteran, der sich als Wiederbeschaffer verlorener Sachen versucht.

 

Drittens etwas Deutsches: die Adam-Danowski-Romane von Till Raether. Ein Hamburger Kommissar, Softie im Macho-Job, muss immer genau dorthin, wo seine Angst lauert. Das ist sehr pointiert und sehr lässig erzählt, zum Lachen und zugleich spannend. Aber nicht albern, eher mit melancholischem Unterton.

 

Guns & Poetry: Welche Romane übersetzen Sie gerade? Was sind Ihre nächsten Pläne und Projekte?

 

Frank Böhmert: Ich übersetze derzeit diverse Spannungsromane für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, darunter den tollen, in der nahen Zukunft spielenden Drogen-Thriller AFTERPARTY von Daryl Gregory.

 

Und dann will ich endlich die Rohfassung von meinem nächsten eigenen Roman abschließen, verflixt! Der wird 1989 spielen, im Jahr des Mauerfalls. Ist also wieder ein zeitgeschichtlicher Roman, wie schon BLOSS WEG HIER, der 1973 während der Ölkrise spielt – nur wird es diesmal wilder zugehen, mit Verfolgungsjagden und einem Helden zwischen mehreren Frauen und allem Drum und Dran.

 

Guns & Poetry: Wir bedanken uns recht herzlich für dieses interessante und informative Interview!